Tritonias Geschichte – Wie es begann

Die Geschichte Tritonias beginnt im Kaiserreich. Von der Industrialisierung gegen Ende des 19. Jahrhunderts profitierte auch die Hansestadt Bremen. Seeschifffahrt und Handel mit Übersee erlebten einen enormen wirtschaftlichen Aufschwung.

Die Steuerleute (nautische Schiffsoffiziere) der damaligen Zeit standen jedoch beim Bürgertum der Stadt in keinem guten Ruf – allzu oft wurden sie mit den einfachen Matrosen verwechselt. Mit Vorurteilen hatten auch die Steuermannschüler zu kämpfen. Sie waren in der Hansestadt nicht anerkannt.

Dieser Zustand musste geändert werden!

Im Jahr 1889 schlossen sich 11 Steuermannschüler zusammen und gründeten die Tritonia mit dem Ziel, das Ansehen des Berufsstandes des Nautikers aufzuwerten.

Tritonias Geschichte – Die ersten 25 Jahre

Die Tritonen trafen sich regelmäßig zu offiziellen Kneipen mit Vorträgen, dem Singen gemeinsamer Lieder und zum Glase Bier in frohen Stunden in einem Lokal in der Faulen Straße. Die 11 Gründer entwarfen einen Komment, der den Zusammenkünften einen ordentlichen Rahmen geben sollte. Zur Förderung des Zusammenhörigkeitsgefühls entschieden sie sich zum Tragen der Farben Blau-Silber-Blau:

Blau wie die See, Silbern wie die Gischt und Blau wie der Himmel

Die ersten Jahre der jungen Verbindung waren schwierig, da die Mitglieder zeitweise alle auf See waren und die Veranstaltungen dadurch zum Erliegen kamen. Es fanden sich jedoch immer neue Seefahrtschüler, die von der Idee begeistert waren und dem Bund beitraten.

Im Jahr 1914 wurde das 25. Stiftungsfest gefeiert. Auf dem Gruppenfoto oben, in der ersten Reihe sind Prof. Dr. Schütz, Prof. Dr. Wendt, Prof Dr. Schilling (Direktor der Seefahrtschule), drei Aktive Burschen des Präsidiums, Prof. Dr. Meldau und Kapitän Renner. Das Ziel der Hebung des Berufsstandes war längst erreicht, aber jetzt wurde es erstmals sichtbar, als Tritonias Flagge über dem Marktplatz der Hansestadt wehte.

Unser Gründer, Kapitän Eduard Prölss, AH Kleon, war bis jetzt Vorsitzender der Tritonia. Das bis dahin Erreichte war sein Lebenswerk. Im Jahr 1918, kurz vor Ende des Krieges, fiel er als Kommandant des Luftschiffes L53 über der Nordsee.

Im Ersten Weltkrieg standen von 366 Bundesbrüdern 200 unter Waffen, 36 Tritonen waren gefallen. Nach dem Krieg mussten alle seegängigen Schiffe an die Siegermächte übergeben werden. Die deutsche Handelsflotte, vor dem Krieg die zweitgrößte der Welt, existierte nicht mehr. Viele Seeleute wurden arbeitslos, manche suchten Stellungen an Bord ausländischer Schiffe oder übernahmen irgendeine Arbeit an Land, um zu überleben. Als im Januar 1919 die Seefahrtschule den Betrieb wieder aufnahm, wagten auch einige Tritonen den Aufbau einer neuen Aktivitas. Wegen der überaus traurigen Zustände in Deutschland und auch Bremen konnte anfangs der alte Kameradschaftsgeist kaum belebt werden; die Not des Einzelnen erlaubte kaum die Teilnahme an Tritonias Veranstaltungen. Erst 1921 begann der Wiederaufbau der Flotte. Sogar während der Großen Inflation waren die Kneipen gut besucht, da fahrende Tritonen durch Stiftungen in ausländischer Währung die Miete für das Kneiplokal bezahlten.

Am 28. Mai 1927 konnte das erste eigene Haus der Tritonia eingeweiht und bezogen werden. Die Stimmung war glänzend, Schifffahrt und Schiffbau blühten. Die Reeder waren oft gesehene Gäste in den Räumen des neuen Hauses.

In der Weltwirtschaftskrise wurden Schiffe aufgelegt. Auch in Bremens Häfen lagen sie päckchenweise nebeneinander und rosteten vor sich hin. Um nicht zum Heer der Arbeitslosen zu gehören, fuhren einige Tritonen sogar als einfache Matrosen wieder zur See.

Im März 1933 verweigert die Aktivitas das Setzen der Hakenkreuzflagge neben der Tritonenflagge auf dem Haus. Im weiteren Verlauf des Dritten Reiches wurde Tritonia gezwungen, das Haus wegen massiver finanzieller Schwierigkeiten zu verkaufen. Zum Glück fand sich eine Gruppe von 8 Reedern, dem heutigen Bremer Rhederverein, die es übernahm und weiterhin den Tritonen und Seefahrtschülern zur Verfügung stellten.

Im Dritten Reich gab es keinen Platz für einen frei denkenden Verein wie Tritonia. Die Aktivitas wurde verboten. Trotzdem fanden sich einige Mitglieder, die – koste es was es wolle – alles daran setzten, die Tritonia zu erhalten.

Im September 1939 zählte Tritonia etwa 550 Mitglieder. Im Zweiten Weltkrieg verloren über 90 Tritonen durch Kriegseinwirkungen ihr Leben. Eine genaue Zahl der Gefallenen lässt sich leider nicht mehr feststellen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg war nichts mehr so, wie es vorher gewesen war. Die Deutschen hatten kein Vaterland mehr. Es hatte aufgehört zu existieren.

Schon im Herbst 1946 trafen sich in Bremen verbliebene Tritonen zum ersten Stammtisch. Es kam der Wunsch auf, nicht nur über den Glanz der ehemaligen Tritonia zu reden, sondern mit Blick in die Zukunft den alten Freundschaftsbund neu zu beleben. Die treibende Kraft beim Wiederaufbau war Kapitän Ulrich Walter, AH Uli. Ihm ist es zu verdanken, das Band der Kameradschaft um alle Tritonen zu binden, trotz gegensätzlichen Gedankenguts der Vergangenheit. Ende 1947 gelang die Bildung einer neuen Aktivitas. Aus den drei Schifferklassen ist die Mehrheit der meist kriegserfahrenen Männer in die Tritonia eingetreten.

Seit 1950 durfte in Deutschland wieder uneingeschränkt Schifffahrt und Schiffbau betrieben werden. In den Folgejahren suchten die Reeder händeringend Personal für ihre Schiffe. Im August 1958 wurde die neue Seefahrtschule in der Werderstraße eingeweiht.

Auch bei Tritonia fasste man den mutigen Entschluss, ein neues, eigenes Haus zu bauen mit Unterstützung Bremer Reedereien und des Bremer Rhedervereins. Dort, wo in der Leinestraße noch immer die Ruinen des alten Hauses zu sehen waren, sollte es gebaut werden. Nur wenige Wochen nach Eröffnung der neuen Seefahrtschule wurde Haus Tritonia am 19.September 1958 eingeweiht. Zur Feier erschienen Senatoren, Reeder, Direktoren und Kapitäne.

Im Jahr 1960 erreicht die Aktivitas mit 56 Aktiven Burschen und 16 Füchsen einen Höchststand. Im Jahr 1963 beträgt die Mitgliederzahl 675. Moderne Schiffe, interessante Fahrtgebiete und beste Karriereaussichten der Nautiker sind charakteristisch für diese Jahre. In den Siebziger Jahren setzte der Trend zur Containerfahrt ein. Schiffe von bisher unbekannter Größe machten dem konventionellen Frachtschiff Konkurrenz. Tritonias Aktivitas schrumpft bis 1979 auf 3 Aktive Burschen zusammen. In den Achtzigern kam es in der Seefahrt vermehrt zu Ausflaggungen, Reduzierung der Besatzungen, Einsatz ausländischer, oft ungelernter Mannschaften und Unterbezahlung. Viele Tritonen suchten vergeblich nach renommierten Reedern und fanden mit mehr oder weniger Erfolg ihr Glück in Landstellungen. Die einst angesehenen großen Bremer Reedereien, wie der Norddeutschen Lloyd, die DDG Hansa oder Kosmos gibt es nicht mehr.

Die ersten 100 Jahre der Geschichte Tritonias wurden von Kapitän Friedrich Dickmann, SAH Flabes, in dem Buch:

Tritonia
1889 – 1989
Eine Idee im Wandel der Zeit

wesentlich ausführlicher, als das hier auf den Internetseiten geschehen kann, niedergeschrieben.

Im Jahr 1989 feierte Tritonia ihren 100. Geburtstag. Die Feierlichkeiten starteten mit einem Empfang in der Oberen Rathaushalle. Zum Festball, Kommers und Frühschoppen kamen Hunderte von Tritonen und Gästen. Tritonia ist heute eine der ältesten nautischen Kameradschaften in Deutschland und die älteste Verbindung Bremens.

Mit der Reduzierung der deutschen Handelsflotte in den vergangenen Jahren und auch durch das Lebensende vieler alter Mitglieder ist auch die Mitgliederzahl leicht rückläufig geworden. Die Aktivitas hat nie wieder einen so enormen Zulauf wie in den Sechziger Jahren erlebt. Trotzdem sind Tritonias Kommerse, die regelmäßig stattfinden, immer gut besucht, und auf den Backen und Banken geht es auch heute oft fröhlich zu.

Uns Fahrensleuten bedeutet Tritonia viel: Egal, wo wir uns befinden auf dieser Welt, egal, wie lange wir fort sind von zu Hause, bei Tritonia kennt man uns, ein Leben lang.

Die Tritonia wurde als eine studentische Verbindung gegründet, sie folgt keinen poltischen Zielen. Mitglied in der Tritonia können Seeleute werden, die eine einzige Voraussetzung erfüllen müssen, sie müssen an einer deutschen Hochschule für Nautik das Kapitänspatent erwerben oder erworben haben, d.h. das Geschlecht oder die Nationalität spielen für die Mitgliedschaft keine Rolle. Die Mitgliederzahl der Tritonia ist daher auch eng mit den Höhen und Tiefen der deutschen Schifffahrt und des Welthandels verbunden. 1991 gab es eine solche Entwicklung, als nur wenige Studenten sich an der Hochschule für Nautik eingeschrieben hatten. Die Mitgliederzahl hatte sich auf 459 reduziert, u. a. auch dadurch bedingt, dass das Durchschnittsalter der Mitglieder relativ hoch war und ist.

Seeleute sind zu allen Zeiten gesellige Menschen gewesen und haben vielfach auf ihren langen Reisen künstlerische Fähigkeiten entwickelt. Das zeigt sich an den vielen Unterlagen, die sich in unserem Archiv befinden aus den Zeiten, als es noch keine Computer gab und man Einladungen zu den diversen Veranstaltungen der Tritonia selbst gestalten musste. Hier eine kleine Auswahl aus vergangenen Zeiten.

Neben den offiziellen Veranstaltungen in unserem Haus finden über das Jahr verteilt viele andere Aktivitäten statt. Traditionelle Essen, wie Reis und Curry (ein beliebtes Seemannsgericht), Kohlfahrt und Spargelessen, sowie eine Weinkneipe unter dem Motto „Worscht, Weck und Woi“ runden das Jahr ab. Gesellige Reisen der Mitglieder in die schönen Gegenden unseres Heimatlandes wurden in den letzten Jahren durchgeführt, u. a. auch mehrere Floßfahrten auf der Isar, die unsere bayrischen Mitglieder organisiert hatten.

Die Tritonia hat vor einigen Jahren einen Kutter bauen lassen, der den Mitgliedern fast das ganze Jahr zur Verfügung steht, um das seemännische Pullen zu erlernen. Außerdem wird der Kutter auch anderen Vereinen zur Verfügung gestellt, z. B. beim traditionellen Kutter-Rennen in Bremen am Sonnabend vor dem 1. Advent.

Unser Tritonenhaus wurde im Lauf der Jahre  im großen Saal, in der Messe und im Treppenaufgang sehr maritim eingerichtet und bietet für unsere Veranstaltungen einen festlichen Rahmen.

Außerhalb unserer Veranstaltungen eignet sich unser Haus für Veranstaltung aller Art, z. B. Familienfeiern und Zusammenkünften befreundeter Vereine. Unser Pächter nutzt diese Möglichkeiten und das Haus erfreut sich einer zunehmenden Beliebtheit.

Im Jahr 2014 feierte die Nautische Kameradschaft über mehrere Tage ihren 125. Jahrestag seit Gründung dieser Verbindung mit einem Stiftungsfest. Eröffnet wurde das Fest mit einem Empfang im Haus Schütting, dem Sitz der Bremischen Kaufmannschaft.

Mit einem glanzvollen Festball im Bremer Swissotel und  einem hervorragenden Festcommers am nächsten Tag wurde das Stiftungsfest begangen.

Mit der traditionellen Jahreshauptversammlung und einem wirklich gelungenen Frühschoppen klang das 125. Stiftungsfest aus und es sollen noch viele Jahre unseres Bestehens hinzukommen.

Trotz aller Schwierigkeiten und Umstände, die unserem Beruf heute abverlangt werden, gibt es immer wieder junge Menschen, die zur See gehen möchten um Kapitän zu werden. Viele von ihnen kommen auch heute noch zum Erlangen des Patentes nach Bremen und werden Tritone.